Die Kleine Kunst im Dorfwirtshaus


Für gewöhnlich sind die Dinge, die der Mensch in Bierlaune erfindet, nicht unbedingt die großen Würfe. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Zugegeben, die Idee
war nicht dem Bier zuzuschreiben, die hatte einer bei anderer Gelegenheit. Als er nämlich zur Vorbereitung seines runden Geburts-tages im Dorfwirtshaus "Zur Linde" in Pfaffenhofen-Erbishofen ins Eck des L-förmigen Saales eine kleine Diagonal-Bühne hineinbastelte, um seinen Gästen den Genuss der allfälligen kleinen Darbietungen zu erleichtern. Da saß er und dachte bei sich, dass diese Situation eigentlich für vielerlei Veranstaltungen, die er mit seinen Theater-freunden vom Pfaffenhofener Liederkranz immer wieder an verschiedenen Plätzen inszenierte, gar nicht ungeschickt gewesen wäre. Die kleine Kunst im Dorfwirtshaus - das hörte sich doch nicht schlecht an. Die Bühne bewährte sich dann tatsächlich bei diesem und anderen Geburtstagen und auch die Wirtsleute fanden Gefallen daran. Und irgendwann im Frühsommer 1994 saß jener "Vordenker" tatsächlich mit den rechten Leuten beim Bier und legte ihnen seine Gedanken dar und - Bier oder nicht Bier, das war keine Frage - sie fuhren voll darauf ab. Was schließlich daraus wurde, kann sich sehen lassen:

Anfangs von Vielen als kurzlebige Spinnerei eingeschätzt, gelang es den heute zwei Dutzend Leuten der BiS - Macherei, mit einem vielseitigen Programm die "Kleine Kunst im Dorfwirtshaus" zu einem festen Kulturfaktor in Pfaffenhofen werden zu lassen. Der Anspruch, hauptsächlich hei-mischen Künstlern ein Forum zu bieten, wird nicht zu eng gesehen. Musiker, Schauspieler, Kabarettisten und sonst interessante Leute aus ganz Bayern und Württemberg lässt man locker als "heimisch" gelten, wenn sie gut sind und bezahlbar. Das Eintrittsgeld soll nämlich den schlichten ländlichen Verhält-nissen angepasst bleiben. Dass das wirklich hinhaut und dass die Unternehmung ohne den Griff in öffentliche Kassen über die Runden kommt, liegt natürlich auch daran, dass die Betriebskosten gering gehalten werden. Die Macher arbeiten aus Spaß und umsonst. Sponsoren aus dem heimischen Wirtschaftsleben tragen einen Teil der notwendigen Werbekosten. Das technische Equipment des Liederkranz, als dessen Abteilung das ganze fünf Jahre betrieben wurde, erleichterte den Start. Seit Herbst 1999 ist die Kulturinitiative eingetragener gemeinnütziger Verein.
 
Dass ohne Publikum mit all dem kein Staat zu machen wäre, ist klar. In vierzehn Programmjahren im "Schtoi"  ("Schtoi" ist der in Pfaffenhofener Sängerkreisen seit Jahrzehnten gebräuchliche Spitzname der Dirr´schen Wirtschaft) waren es rund 15 000 Gäste bei rund 130 Veranstaltungen.

Für viele Jahren wurde außerdem die Idee realisiert, zu den Veranstaltungen den Saal heimischen Künstlern als Galerie einzu-richten. Auch daran hatten Künstler wie Gäste gleichermaßen Freude. Und wenn die Macherei selber Theater spielt und der Bürgermeister als Mitmacher auf der Bühne agiert,  erleben die Leute von Pfaffenhofen und weit drum rum auch mit dieser Art Selbstsponsoring Dorfkultur pur.

Im Jahr 2008 mussten wir dann unseren geliebten Musentempel in der Gaststätte "Zur Linde" leider verlassen. Unsere Wirtin ging im Alter von 70 Jahren in den verdienten Ruhestand - die Gaststätte schloss für immer ihre Tore.                                                                    

´s Brett im Schtoi seit 2008:


Nach den Auszug aus dem Dorfwirtshaus
haben wir das Angebot der Familie Mack genutzt und uns in ihrem ehemaligen Kuh-stall eingerichtet. Die Sorge, dass unser Publikum sich vielleicht nicht an ein BiS-Leben ohne Wirtshaus gewöhnen könnte,
hat sich als unbegründet erwiesen. Dass der Stall für einen Winterbetrieb nicht geeignet ist, zwingt uns zu neuen Ideen.Die Aula der Hermann-Köhl-Schule, die Stetter’sche Backstub und auch die evangelische Kirche sind von den Gästen angenommen und das historische Theater in Weißenhorn sowieso.

´s Brett im Schtoi ab 2018:

Nach 10 Jahren "Kleine Kunst im Schtall" wagen wir noch einmal den Neuanfang.

Denn 2018 haben wir mit dem „A(lb)-Traumpaar“ aus dem Allgäu unsere letzte, die 52. Veranstaltung im Schtall abgehalten.

Nach der Betriebsübergabe 2017 haben wir größtes Verständnis dafür, dass der uns wohlwollende Hofnachfolger sich für die Zukunft alle Perspektiven offen halten muss, zumal der Termin einer Generalsanierung näher rücken wird.

Darum haben wir 2018 Abschied vom Schtall genommen. Zwar mit schwerem Herzen, aber auch mit einem ganz herzlichen Dankeschön für die schönen Jahre und die stets zuvorkommende und hervorragende Zusammenarbeit mit den Hausherren, der Familie Mack.

Nun also, im 25. Jahr zurück zur Ur-Idee, zurück ins Dorfwirthaus! Wir sind froh, dass wir beim kulturbegeisterten Eigentümer des Gasthauses Hirsch in Attenhofen (gerade mal 1,6 km südlich vom ehemaligen Gasthaus Linde) und seinem kreativen Wirt und Küchenchef nicht nur eine neue Bleibe gefunden haben, sondern auch ganz herzlich empfangen wurden.

 

Wir freuen uns auf hoffentlich viele weitere Jahre „Kleine Kunst im Dorfwirtshaus“.